von GU

„Glaube, dem die Tür versagt, – steigt als Aberglaub’ ins Fenster. – Wenn die Gottheit ihr verjagt, – kommen die Gespenster.“ (Emanuel Geibel) „In China ist gerade ein Sack Reis umgefallen!“ Dieser Satz ist, wenn er in Kombination mit einem latent abfälligen Tonfall ausgerufen wird, meist eine Metapher für ein unwichtiges Ereignis. Ein Mensch, der so spricht, möchte damit sein Desinteresse auf – na klar! – scherzhafte Weise zum Ausdruck bringen. Dieselbe Redewendung würde mir sicher auch durch den Kopf gehen, so mich jemand darauf hinwiese, dass mein Sternzeichen aufgrund meines Geburtsdatums das des Wassermanns sei. Sollte ich, die eingangs zitierte Floskel nicht aussprechend, daraufhin einen nicht allzu flüchtigen Blick in eine bekannte Online-Enzyklopädie werfen (manche sagen auch gugeln dazu), bekäme ich folgendes zu lesen: „Das Tierkreiszeichen Wassermann entspricht dem elften Abschnitt des Tierkreises von 300° bis 330° ekliptikaler Länge ab dem Frühlingspunkt. Die Sonne befindet sich im Mittel in der Zeit zwischen 21. Januar und 18. Februar in diesem Zeichen.“ (zugegeben: das muss man sich nicht merken; diese Erklärung habe ich mir auch nur – mittels Anschlagens der Tastenkombinationen „Strg+C“ und „Strg+V“ – in diesen vorliegenden Text hineinkopiert).

Ja, ich bin Ende Januar geboren und ja, am Sternenhimmel gibt es Sternenbilder, die von unserer Sonne – so scheint es zumindest aus unserer Perspektive – tagsüber „durchquert“ werden. Aus der Geschichte wissen wir, dass man etwa 2.500 Jahren vor unserer Zeit den schier endlosen Himmelskreis in zwölf gleich große Abschnitte („Tierkreiszeichen“) eingeteilt hat. Damals, am 21. Januar eines antiken Jahres (fragen Sie mich nicht, welches das war!), als die Sonne sich anschickte, das Sternenbild namens Wassermann zu „durchkreuzen“, wurden alle neuen Erdenbewohner, die von da an bis zu dem Tag, an dem das Sternenbild vollständig durchlaufen war, geboren wurden, eben dem Wassermann-Sternzeichen zugeordnet..

Soweit das Fachliche aus dem großen und unüberschaubaren „weh-weh-weh“. Der Spiegel wusste im Jahre 2017 zu berichten: „Ein knappes Viertel der Deutschen – mehr Frauen als Männer übrigens – glauben diversen Umfragen zufolge, dass ‚die Sterne unser Leben beeinflussen‘...“.

Und wenn Sie mich fragen, ob ich glaube, dass kosmische Stern- und andere Vorzeichen einen prägenden Einfluss auf meinen zukünftigen Lebensweg haben, fallen mir mindestens zwei – wenn nicht gar drei – Argumente ein, die dagegen sprechen. Und damit dürfen Sie mich ganz offiziell in der Rubrik der nicht vom Aberglauben befangenen Menschen verorten.

Korrelation und Kausalität

Es ist eine Frage von Korrelation und Kausalität. Sollten Sie den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität bisher nicht kennen, ist das kein Grund zur Besorgnis; ich kannte ihn bis vor kurzem auch nicht. Und darum kommen Sie jetzt nicht umhin, dass ich versuche, es Ihnen zu erklären. Ich beginne mit einem fiktiven Beispiel: wenn ich in Deutschland niese (nachdem ich ganz ungeniert und gegen Mutters guten Rat in die Sonne geschaut habe) und im fernen China (Sie merken schon: ich mag diese Metapher) fällt im gleichen Moment (Sie ahnen es schon!) ein Sack Reis um. Wenn so geschehen, wie beschrieben, dann spricht man von Zufall.

Wenn beides stetig passiert – also wenn statistisch nachweisbar ist, dass sich mein geräuschvolles Niesen und das Umfallen des eingesackten Kornguts zum gleichen Zeitpunkt und immer wiederkehrend ereignen, spricht man von Korrelation – ein scheinbarer Zusammenhang, der aber völlig lose und rein zufällig besteht. Denn der räumliche Abstand zwischen dem Niesenden, also mir, und dem Leinenbehältnis, das sein Gleichgewicht nicht halten kann, lässt offensichtlich keine direkte Beziehung zu.

Wenn ich aber nach China ginge und dem Sack Reis höchstpersönlich einen Fußtritt verpasste, ihn also nicht nur sprichwörtlich von den Beinen holte, dann, ja dann würde man von Kausalität sprechen. Es bestünde nämlich eine direkte Wechselbeziehung zwischen A und B. Das ist das Prinzip von Ursache und Wirkung. Ich schlage aus – der Reissack fällt um. Das eine verursacht das andere.

Wenn nun Menschen fest daran glauben, dass die Position der Sterne Einfluss auf ihr Leben hätten, ist das in etwa so, als würde man behaupten, das Zünden von Feuerwerkskörper auf Grönland würde die sommerlichen Buschbrände im weit entfernten Australien begünstigen. Genauso abwegig wäre es zu behaupten, ein ungelenker, mit zwei linken Händen ausgestatteter Geselle würde schlagartig zu einem geschickten Handwerker mutieren, wenn er nur einen Blaumann anzöge, sich einen Tischlerbleistift hinters Ohr klemmte und einen Zollstock verletzungsfrei zusammenzuklappen wüsste. Das eine muss nicht zwangsläufig etwas mit dem anderen zu tun haben.

Der Grund, warum fast jeder vierte Deutsche glaubt (das sind immerhin 20 Mio. Menschen), dass Horoskope Einfluss auf den Ein- und Ausgang menschlicher Lebensführung hätten, könnte daher rühren, dass die gestellten Voraussagen zumeist uneindeutig und schwammig formuliert sind. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt, dem sogenannten Barnum-Effekt.

Barnum-Effekt

Der Barnum-Effekt ist ein Begriff aus der Psychologie. Er bezeichnet die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung empfunden werden. Horoskope in Zeitschriften sind sehr derart geschickt formuliert, so dass sich viele und sehr unterschiedliche Menschen gleichermaßen angesprochen fühlen. Die Texte haben typischerweise viele dieser abgedroschenen Phrasen wie „Sie sind auf der Überholspur“ oder „Sie sind sollten jetzt besser die Handbremse ziehen“ und so ist der geneigte Leser, mit mehr oder weniger ausgeprägtem Faible für Astrologie, gewogen, in solchen Plattitüden Übereinstimmungen mit den eigenen Lebensumständen zu sehen.

G. K. Chesterton sagte einstmals sehr treffend: „When a man stops believing in God he doesn’t then believe in nothing, he believes anything.“ (auf Deutsch: „Wenn ein Mensch aufhört, an Gott zu glauben, dann glaubt er nicht an nichts, er glaubt alles.“)

Ich will ein weiteres, diesmal nicht ganz fiktives Beispiel bemühen: Angenommen, da ist ein Mann namens Jacob. Dieser Jacob ist zwar kein Einfaltspinsel, aber ein sonderlich kundiger Zeitgenosse ist er auch nicht. Das merkt man vor allem daran, dass er sich selbst für einen Kenner des ureigenen Kaffeegenusses hält. Dabei nährt sich seine eigenwillige Expertise über das koffeinhaltige Getränk allein aus dem Umstand, dass er jeden Morgen einen Teelöffel des immer gleichen und bereits zu Pulver verarbeiteten Kaffeeextrakts in heißes Wasser gibt und ihn, nach ausgiebigem Rühren, bedächtig schlürfend zu sich nimmt. Jacobs Kaffee am Morgen – eine alte, aber keine schlechte Tradition. Sollte nun jemand auf die schäbige Idee kommen, Jacobs Kaffeebehälter zu leeren und ihn mit einem minderwertigeren Pulver billigen Kaffees zu befüllen, würde Jacob das bei der nächsten Tasse nicht merken, denn auf dem Behälter stünde ja nach wie vor der Name des ihm so vertrauten Kaffeeherstellers. Und da Jacob kraft der Gewohnheit seinem visuellem Eindruck mehr Glauben schenkt als seinem Geschmackssinn, wird er – wie jeden Morgen – die geleerte Tasse mit einem abgespreizten Finger wieder abstellen und dem soeben einverleibten Getränk bescheinigen, es würde so gut schmecken wie eh und je.

In Erwägung, dass Sie, verehrte Leser, das ungute Gefühl beschleicht, dem Autor dieses vorliegenden Artikels würde der nötige Ernst fehlen, mit dem man sich eines solchen Themas widmen sollte, will ich mich beeilen, folgendes zu erklären:

Wer sich derart heiklen Themen wie der Astrologie und der Sternzeichendeuterei anzunähern versucht, kann mitunter zwei große Fehler begehen: zum einen kann er es achselzuckend als harmlos abtun und die damit einhergehenden Gefahren verharmlosen, und zum anderen kann er unbeabsichtigt Neugierde bei solchen wecken, die mit derlei Themen bisher kaum oder gar nicht vertraut sind. Beides soll an dieser Stelle tunlichst vermieden werden.

Dieser Aufsatz soll folgende Frage aufwerfen: wem schenken Sie mehr Glauben? Vertrauen sie den Aussagen dubioser oder gar selbsternannter Astrologen, die vorgeben, aus der Konstellation der Sterne Ihre und anderer Zukunft ablesen und voraussagen zu können? Oder vertrauen Sie doch besser dem Schöpfer, der die Sterne zu dem einen Zweck geschaffen hat, dass sie ein Ausdruck seiner unendlichen Größe und Allmacht seien. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Die Bibel warnt vor Wahrsagerei

Der Reiz, über den Tellerrand der Gegenwart hinausschauen zu wollen, ist dem Mensch eigen wie dem Hund das Schwanzwedeln. Er, also der Mensch, wähnt sich in scheinbar quälender Ungewissheit, wenn ihm die Zukunft verdunkelt ist und er ersucht, auf übernatürliche Weise Einblick in das von Gott Verborgene zu bekommen. Wer weiß denn schon, so spricht die trügerische Hoffnung, ob die Zukunft nicht vielleicht etwas Großartiges bereithielte. Und doch ist es Gott, der die Hand – im Bilde gesprochen – auf das Schlüsselloch hält, und er ist es, der entscheidet, ob und wieviel wir durch selbiges einen Blick auf die Dinge, die da kommen werden, erhaschen können. Gott offenbart uns die allgemeine Zukunft in der Bibel, seinem Wort. Eine göttliche Auskunft über unsere ganz persönliche Zukunft aber wird uns in der Regel verwehrt bleiben.

Schon die Menschen der frühesten Zeiten wollten sich nicht damit zufrieden geben und hielten Ausschau nach Möglichkeiten, der geheimnisumwobenen Zukunft auf okkulte Art und Weise auf die Schliche zu kommen. Folglich kennt auch das Alte Testament der Bibel den Begriff der Stern- und Zeichendeuterei. Im Buch Daniel (der gleichnamige Verfasser lebte ca. 500 Jahre v. Chr.) in den Kapiteln 2-5 wird der Begriff „Chaldäer“ gebraucht. Dieser Volksname wurde in der Antike stellvertretend für den damalige Kult der Sterndeuter („Astrologen“) verwendet und er steht in den oben beschriebenen Kapiteln immer in einer Reihe mit Wahrsagern, Zauberern und anderen Vermittlern okkulter Machenschaften. Gehen wir nochmal 1000 Jahre zurück, lässt Gott dem Volk Israel durch Mose ausrichten (5. Mose 18:9-12): „Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker zu tun, dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem HERRN ein Gräuel […]“ Warum ist die Bibel in Bezug auf Abgötterei, dem übersteigerten Kult mit Personen und Dingen, so scharf und verurteilend? Nun, das erste Gebot der allseits bekannten zehn lautet (2. Mose 20:2.3): „Ich bin der HERR, dein Gott […] Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Es geht um die Frage der Ehre. Gott sagt: „Ich bin Gott. Wendest du dich anderen, widergöttlichen Quellen zu, nimmst du mir die Ehre.“ Gott die Ehre zu verweigern, in dem man sich auf böse und mit Gott verfeindete Mächte und Kräfte einlässt, ist keine, die sich als Bagatelle abtun lässt.

Astrologie ist, und da lässt sich nichts beschönigen, Wahrsagerei – die Macht, Wissen über die Zukunft zu erlagen. An der schweren Tür zur Zukunft prangt aber ein unübersehbarer und großer Aushang: „Zugang verboten! Vertrauen Sie Gott!“ Wer sich wider Gottes fürsorglicher Vorsehung unbefugten Zutritt zum Verborgenen verschafft, dem muss bewusst sein, dass er dabei eine gefährliche Kooperation mit bösen Mächten eingeht, und das ist wahrlich kein Pappenstiel. Der Preis ist zu hoch und darum lässt Gott uns bisweilen im Ungewissen.

Denn – wollen wir wirklich wissen, ob das laufende Geschäftsjahr ein finanziell erfolgreiches wird? Wäre es gut für unser eheliches Zusammenleben, wenn wir wüssten, ob unsere Kinder in ferner Zukunft ein gutes oder doch ein unfriedsames Verhältnis zu uns hätten? Wäre es wirklich hilfreich, wenn uns offenbart würde, dass wir irgendwann einmal eines unnatürlichen Todes sterben werden? Könnte es sein, dass all dieses Wissen unser Leben in einem unerträglichen Maße zum Negativen beeinträchtigen könnte? (Sie merken, das sind allesamt rhetorische Fragen, auf die der Autor nicht wirklich eine Antwort verlangt.) Aus Erfahrungen von Seelsorgern und Psychologen ist bekannt, dass es viele Menschen gibt, die durch ein extra für sie gestelltes Horoskop die Freude am Leben verloren oder gar unter großen Ängsten zu leiden haben. Der Mensch ist nicht so geschaffen, dass er mit der Last, die das Wissen über die Zukunft mit sich bringt, in bewältigender Weise umzugehen weiß. Darum ist ihm zum Schutz seiner selbst willen die Zukunft weitestgehend verborgen.

Jesus Christus, Gottes Sohn, sprach in weiser Voraussicht, als er auf Erden wandelte (Matthäus 6:34): „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ Und an anderer Stelle ruft er aus (Markus 11,22b): „Habt Glauben an Gott!“ Habt Vertrauen in Gottes Treue. So wie ein funktionierendes Flugzeug niemals abstürzen wird, solange das Gesetz der Aerodynamik nicht außer Kraft tritt, so wird Gott den Menschen, der ihm Vertrauen und Glauben schenkt, niemals fallen lassen – und sei die Zukunft noch so ungewiss.