von NFR

„Mami, ich habe ein Geschenk für dich!“ Mit strahlenden Augen holt das kleine Mädchen einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor. „Den habe ich ganz alleine gepflückt! Nur für dich!“ Butterblumen, Löwenzahn, ein paar kurzgeratene Gänseblümchen und sogar einige Vergissmeinnicht kommen zum Vorschein. Leicht zerdrückt von der verschwitzten Kinderhand, doch mit einer unmissverständlichen Botschaft. „Ich habe dich lieb!“ Die Mutter lächelt und nimmt diese Kostbarkeit entgegen. Nun zieren die Blumen in einer hübschen kleinen Vase den Küchentisch und verströmen ihren Duft – einen Duft, der uns nostalgisch stimmt. Es ist ein Duft, der uns an vergangene Kindertage denken lässt, als wir barfuß über eine Blumenwiese rannten, uns übermütig einen Hügel herunter rollen ließen, als wir aus Gänseblümchen und Löwenzahn Blumenkränze wanden und die Löwenzahnmilch auf unseren Händen ihre grauen Spuren hinterließ.

Blumen faszinieren

Die Narde wächst im Himalaja-Gebirge bis auf 5500 m Höhe. Sie war schon zu Zeiten Salomos im Orient bekannt (Hl 1:12) und war unwahrscheinlich wertvoll. Das Alabasterfläschchen, mit dem Jesus Christus im Hause Simons von einer Frau gesalbt wurde, war 300 Denare wert (Mk 14:3). Das entspricht einem Jahresgehalt

 

Blumen aller Art faszinieren uns Menschen. Sie helfen uns, bedeutsame Augenblicke zu verschönern. Stumm und unaufdringlich übermitteln sie dem Beschenkten eine Botschaft, die wir vielleicht nicht in Worte fassen können.

Stellen wir uns einen frischgebackenen Vater vor, wie er der jungen Mutter Rosen mitbringt, um ihr zu zeigen, wie stolz und glücklich er auf sein neugeborenes Kind ist. Denken wir an Verliebte, die einander mit Blumen überhäufen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Oder erinnern wir uns mal an die letzte Hochzeit, der wir beiwohnten: an die wunderschön geschmückte Braut mit ihrem Brautstrauß und den verschwenderisch mit Blüten dekorierten Festsaal. Und was ist mit all den Geburtstagen, Schulabschlüssen und bestandenen Prüfungen unserer Lieben? Eine Gratulation ohne Blumensträuße ist eigentlich undenkbar.

Woher kommt es, dass Blumen uns so ansprechen und uns zum Staunen bringen? Wie kommt es, dass sie unsere Bewunderung hervorrufen und eine romantische Saite in uns zum Klingen bringen? Es rührt wohl daher, dass unser wunderbarer Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, diese Vorliebe für das Schöne in uns hineingelegt hat. Am Anfang, als er die Erde machte, erschuf er jedes Detail mit viel Liebe und Sorgfalt. Er sprach und kunstvoll geformte Blumen entstanden. Bäume wuchsen auf mit Früchten, die „verlockend anzusehen und gut zu essen waren“. Und am Ende konnte er selbst sagen: „Es ist gut!“ Als die Erde schließlich angenehm und wohnlich eingerichtet war, formte Gott mit seiner Meisterhand „aus Staub von der Erde [den Menschen] und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase“ (1. Mose 2:7). Eigens für den Menschen pflanzte Gott einen Garten in Eden. Es war wohl der schönste und vollkommenste Garten, den es auf dieser Erde jemals gegeben hat – angelegt von dem Meistergärtner schlechthin. Unsere begrenzte Vorstellungskraft reicht nicht aus, um uns ein passendes Bild von diesem Ort zu machen, der auch das Paradies genannt wird.

Wer schon einmal den Blumenpark „Keukenhof“ in den Niederlanden besucht hat, weiß, wie herrlich es ist, durch diesen Garten zu streifen und Tausende Tulpen und Narzissen, Orchideen, Rhododendren, Hyazinthen und Lilien blühen zu sehen, ihren Duft einzuatmen und sich an ihrer Farbenpracht zu erfreuen. Dieses Blütenmeer zeugt davon, wie kreativ und allmächtig ihr Schöpfer ist. So ähnlich wie die heutigen Besucher dieses Blumenparks mögen sich damals Adam und Eva gefühlt haben, als sie auf Entdeckungsreise durch ihren Garten der Freude gegangen sind. Dabei hatten sie das Vorrecht, jede Blüte in Ruhe zu bestaunen und die Früchte der Bäume zu genießen. Und das Herrlichste von Allem war, dass der Schöpfer selbst in der Kühle des Abends zu ihnen kam und mit ihnen – seinen geliebten Kindern – sprach. Mit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies büßten Adam und Eva diese enge Gemeinschaft mit Gott ein. Ihr unbeschwertes Leben hatte ein Ende, doch die Liebe zum Schönen und die Sehnsucht nach dem Vollkommenen ist durch die Jahrtausende hindurch geblieben. Dieses Sehnen ist in der Seele des Menschen verankert.

Blumen bei Salomo und Jesus

Wenn wir in das 1. Buch der Könige im Alten Testament hineinschauen, lesen wir, wie der reiche und überaus weise König Salomo einen Tempel für Gott baute. Er stattete ihn prachtvoll aus mit üppigen Schnitzereien aus hochwertigem Holz. Vor dem Haus Gottes ließ Salomo zwei Säulen anfertigen, die er mit lilienähnlichen Blüten verzieren ließ: „Die Knäufe auf den Säulen waren wie Lilien“ (1. Könige 7,19) und „oben auf den Säulen war Lilienschmuck“ (1. Könige 7:22). Die heiligen Geräte für den Tempel wurden aus Gold gefertigt und ebenfalls mit goldenen Blumen verziert. Dieser Anbetungsort war seines Gottes würdig. Blumen waren es, die Salomo als einen passenden Schmuck empfand. Die Menschen, die sich im Tempel versammelten, wurden zum Staunen, zum Lob und zum Niederfallen vor dem lebendigen Gott angeregt.

Orchideen…
Zeugen des Schöpfers

Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich blühende Pflanzen durch Evolution entwickelt haben.
creation.com/a/13223

 

Der König Salomo war jedoch nicht nur reich und weise, sondern auch ein Romantiker. Im Hohelied finden wir eine Sammlung von Liebesliedern, die er aufgeschrieben hat. In diesen Liedern sprechen sich Salomo und seine Geliebte Sulamita gegenseitig ihre Liebe zu und sparen nicht mit Liebeserklärungen. „Wie eine Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern“, singt Salomo. „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet“, antwortet Sulamita. „Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen würzige Pflanzen turmhoch wachsen; seine Lippen wie Lilien, aus denen feinste Myrrhe fließt“. Die Lilie mit ihrer Reinheit ist es, die diese Verliebten inspiriert und diese berührenden Worte aussprechen lässt. Nicht nur dem König Salomo und seiner Geliebten war die Schönheit der Lilie aufgefallen, sondern Jesus selbst, der bei der Schöpfung dieser wunderbaren Blume dabei war, sprach über sie in seiner Bergpredigt: „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ (aus Matthäus 6) Was für ein Trost und welch eine Ermutigung dürfen diese Verse für uns sein. Jesus selbst verspricht uns: „Gott kümmert sich um euch! Ihr seid ihm wertvoller als die schönsten Lilien. Ihr dürft ihm euer Leben in allen Bereichen anvertrauen! Wenn Gott sich so liebevoll um die Blumen sorgt, die schnell verblühen, wie viel mehr sorgt er sich um euch!“

Vergänglich wie eine Blume

So wunderbar und tröstlich diese Worte auch klingen, so führen sie uns doch zu einer Station in unserem Leben, an der wir lieber vorbeigingen: zum Tod. Der Gedanke daran stimmt uns wehmütig. Und gerade hier verwenden wir wieder opulenten Blumenschmuck – sowohl bei der Beisetzung als auch später, an der Grabstätte, über Jahrzehnte hinweg. Wir geben der Bibel somit Recht, die unsere Vergänglichkeit und unser kurzes Leben mit einer schnell verwelkenden Feldblume vergleicht, denken aber ungerne an diese letzten Nelken. Lieber verweilen wir bei den Lilien, bei den angenehmen Dingen des Lebens.

Und doch lesen wir in Psalm 103,15+16 unmissverständlich: „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.“ Der Prophet Jesaja ruft ebenfalls aus: „Das Gras wird dürr, die Blume fällt ab; denn der Hauch des Herrn hat sie angeweht. Wahrhaftig, das Volk ist Gras!“ (Jesaja 40:7)

Diese Worte stimmen uns melancholisch, zeigen sie uns doch, dass unser Leben hier auf der Erde einmal ein Ende haben wird. Irgendwann werden wir vergessen sein. Andere Menschen werden unseren Platz einnehmen. Das Leben wird weiter gehen, als seien wir nie da gewesen. Doch ist das wirklich das Ende? Ist nach dem Tod alles aus?

Nein, unser Gott, der uns geschaffen hat nach seinem Bilde zu seiner Verherrlichung, möchte die Ewigkeit mit uns verbringen. Die ungetrübte Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch möchte er wiederherstellen. Deshalb hat er seinen eigenen Sohn hingegeben, um die Mauer einzureißen und Versöhnung zu schaffen. Die Sehnsucht, ewig zu leben, hat Gott selbst in unser Herz hineingelegt. Wir müssen nur Gottes ausgestreckte Hand ergreifen, dann gilt auch für uns: „Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2:17)